Regenwasserzisterne Abwassergebühr und Genehmigung – Was Du wissen musst
Regenwasserzisterne und die Abwassergebühr – das Thema Regenwassernutzung wird in Deutschland immer beliebter, da es nicht nur Wasser spart, sondern auch zur Senkung der Abwasser- und Niederschlagswassergebühren beitragen kann. Allerdings gibt es einige rechtliche und genehmigungspflichtige Aspekte, die Du beachten solltest, wenn Du eine Regenwasserzisterne installieren möchtest. In diesem Artikel erklären wir, welche Genehmigungspflichten bei Zisternen in den verschiedenen Bundesländern gelten und was es beim Thema Abwassergebühren und Zisternen zu beachten gibt.
Regenwasserzisterne und Abwassergebühr – Was Du wissen musst
Inhaltsverzeichnis
Die Frage, ob Du nach der Installation einer Regenwasserzisterne weiterhin Abwassergebühren zahlen musst, hängt stark von der Nutzung des gesammelten Wassers ab. Es gibt hierbei zwei zentrale Gebühren, die im Zusammenhang mit der Zisternennutzung relevant sind: Abwassergebühr und Niederschlagswassergebühr. Grundsätzlich sind die Abwasser- und Niederschlagswassergebühren für Regenwasserzisternen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. Auch muss unterschieden werden:
Abwassergebühr
Die Abwassergebühr bezieht sich auf das Schmutzwasser, das in die Kanalisation gelangt. Wird das Regenwasser aus der Zisterne zur Toilettenspülung genutzt und gelangt danach in die Kanalisation, fällt weiterhin eine Abwassergebühr an. Diese Gebühr wird in der Regel auf Basis des genutzten Frischwassers berechnet.
Niederschlagswassergebühr:
Dagegen wird die Niederschlagswassergebühr für Regenwasser erhoben, das von versiegelten Flächen, wie Dächern und Einfahrten, abgeleitet wird. Unabhängig davon, ob Du eine Zisterne nutzt, fällt die Niederschlagswassergebühr also immer dann an, wenn Regenwasser von versiegelten Flächen in die Kanalisation abgeleitet wird. Diese Gebühr kann durch die Nutzung einer Zisterne reduziert werden, insbesondere wenn das gesammelte Regenwasser für die Gartenbewässerung oder andere Zwecke verwendet wird, bei denen es nicht in die Kanalisation gelangt.
Niederschlagswassergebühren in den Bundesländern:
Die Höhe der Niederschlagswassergebühr variiert, je nach Bundesland und Gemeinde. Hier einige Beispiele:
- Berlin: Die Niederschlagswassergebühr beträgt aktuell 1,809 €/m² versiegelter Fläche pro Jahr
- München: Hier liegt die Niederschlagswassergebühr bei 1,30 €/m²
- Bonn: Die Gebühr beträgt 1,24 €/m², was in den meisten Städten Nordrhein-Westfalens ähnlich ist
- Mannheim: Hier beträgt die Niederschlagswassergebühr 0,79 €/m²
- Stuttgart: In Stuttgart liegt die Gebühr aktuell bei 0,73 €/m²
Viele Gemeinden bieten Ermäßigungen an, wenn Du nachweisen kannst, dass das Regenwasser auf Deinem Grundstück versickert oder genutzt wird, anstatt in die Kanalisation zu fließen. So kann durch die Nutzung einer Regenwasserzisterne effektiv die Niederschlagswassergebühr gesenkt werden.
Beispiel: Wie wird die Niederschlagswassergebühr berechnet?
Die Gebühr hängt von der Größe der versiegelten Fläche ab, auf die das Regenwasser fällt. Aber auch von der Regenwassermenge, die von diesen Flächen in die Kanalisation geleitet wird. Für die Berechnung der Niederschlagswassergebühr werden zwei Hauptfaktoren berücksichtigt:
- Die Größe der versiegelten Fläche auf Deinem Grundstück, von der das Regenwasser in die Kanalisation abfließt. Das können Dachflächen, Terrassen oder gepflasterte Einfahrten sein.
- Der Versiegelungsgrad der Fläche, also wie viel Regenwasser tatsächlich in die Kanalisation gelangt. Bei voll versiegelten Flächen (z. B. Asphalt) fließt in der Regel das gesamte Regenwasser ab, während bei teilversiegelten Flächen (z. B. Pflastersteine) nur ein Teil des Regenwassers abfließt.
Beispiel zur Berechnung der Niederschlagswassergebühr
Angenommen, Dein Grundstück in Berlin hat eine versiegelte Fläche von 100 m². In Berlin beträgt die Niederschlagswassergebühr 1,90 €/m². Die Rechnung würde folgendermaßen aussehen:
- 100 m² versiegelte Fläche × 1,90 €/m² = 190 Euro Niederschlagswassergebühr pro Jahr.
Wenn Du jedoch eine Zisterne installierst und nachweist, dass ein Teil des Regenwassers für die Gartenbewässerung oder andere Zwecke genutzt wird, anstatt in die Kanalisation abzufließen, kann die Gebühr gesenkt werden.
Senkung der Niederschlagswassergebühr durch eine Zisterne:
Angenommen, Du nutzt eine Zisterne und kannst nachweisen, dass nur noch 70 % des Regenwassers in die Kanalisation gelangt. In diesem Fall reduziert sich die zu berechnende Fläche auf:
- 100 m² × 70 % = 70 m², die weiterhin in die Kanalisation abfließen.
Die neue Rechnung lautet:
- 70 m² × 1,90 €/m² = 133 Euro Niederschlagswassergebühr pro Jahr.
Durch die Installation der Zisterne hast Du die Gebühr von 190 Euro auf 133 Euro gesenkt.
Weitere Faktoren:
In einigen Gemeinden gibt es auch sogenannte Versickerungsrabatte, wenn das Wasser auf dem Grundstück versickert und nicht in die Kanalisation gelangt. Diese Rabatte können individuell beantragt werden und bieten weitere Möglichkeiten, die Niederschlagswassergebühr zu senken.
Die exakte Berechnung und die Möglichkeit zur Reduzierung hängen immer von den örtlichen Vorschriften und den Nachweisen ab, die Du der jeweiligen Gemeinde vorlegen musst.
Regenwasserzisterne Genehmigung – Was ist zu beachten?
Bevor Du eine Zisterne installierst, musst Du in den meisten Bundesländern aber eine Genehmigung einholen. Je nach Bundesland gibt es hier unterschiedliche Bestimmungen:
Genehmigungspflicht in den deutschen Bundesländern:
- Baden-Württemberg: Eine Genehmigung wird notwendig, wenn das Regenwasser in die Kanalisation abgeleitet wird. Kleinere Zisternen bis 50 Kubikmeter für die Gartenbewässerung sind genehmigungsfrei.
- Bayern: Eine Genehmigung ist Pflicht, wenn das Wasser im Haushalt (z. B. für die Toilette oder Waschmaschine) genutzt wird. Auch hier sind Zisternen bis 50 Kubikmeter in der Regel genehmigungsfrei.
- Berlin: Keine Genehmigung erforderlich, außer das Wasser wird in die Kanalisation geleitet oder im Haushalt verwendet. Auch hier gilt eine Meldepflicht.
- Brandenburg: Meldepflichtig, wenn das Wasser im Haushalt genutzt wird, wie z. B. für Toilettenspülungen.
- Bremen: Keine Genehmigung notwendig, wenn das Wasser ausschließlich zur Gartenbewässerung genutzt wird.
- Hamburg: Ähnlich wie in Bremen. Für Zisternen, die nicht an die Kanalisation angeschlossen sind, ist keine Genehmigung erforderlich.
- Hessen: Eine Genehmigung ist vorgeschrieben, wenn das gesammelte Regenwasser im Haushalt verwendet wird, z. B. für die Waschmaschine.
- Mecklenburg-Vorpommern: Eine Genehmigung ist Pflicht, wenn das Wasser als Brauchwasser genutzt wird.
- Niedersachsen: Genehmigungsfrei, solange das Wasser nicht in die Kanalisation geleitet wird. Eine Meldepflicht besteht jedoch, wenn das Wasser im Haushalt genutzt wird.
- Nordrhein-Westfalen: Eine Genehmigung ist erforderlich, wenn das Wasser in die Kanalisation eingeleitet wird.
- Rheinland-Pfalz: Keine Genehmigung, solange das Wasser für die Gartenbewässerung verwendet wird. Bei Brauchwassernutzung im Haushalt wird jedoch eine Genehmigung verlangt.
- Saarland: Eine Genehmigung ist vorgeschrieben, wenn das gesammelte Wasser im Haushalt genutzt wird.
- Sachsen: Eine Genehmigung ist Pflicht, wenn das Wasser im Haushalt verwendet wird.
- Sachsen-Anhalt: Keine Genehmigung, solange das Wasser nur für die Gartenbewässerung verwendet wird.
- Schleswig-Holstein: Eine Genehmigung ist nur dann vorgeschrieben, wenn das Wasser im Haushalt verwendet wird.
- Thüringen: Eine Genehmigung ist notwendig, wenn das Regenwasser in die Kanalisation abgeleitet wird.
Abhängigkeit von der Zisternengröße
Zisternen bis zu einem Fassungsvermögen von 50 Kubikmetern sind in den meisten Bundesländern genehmigungsfrei. Eine Meldung bei der unteren Wasserbehörde ist jedoch notwendig, sobald Du das Regenwasser im Haushalt verwendest oder in die Kanalisation einleitest. Bei größeren Zisternen oder speziellen Nutzungen, wie der Regenwassernachspeisung, sind zusätzliche Genehmigungen vorgegeben. Auch können in diesen Fällen bestimmte Sicherheitsvorschriften wie DIN-Normen (z. B. DIN 1986 und DIN 2403) gelten. Für genauere Informationen und länderspezifische Regelungen erkundigst Du Dich am besten bei Deiner zuständigen Kommune oder der unteren Wasserbehörde.
Wassersparen mit einer Regenwasserzisterne
Eine Regenwasserzisterne bietet viele Vorteile – von der Senkung der Abwassergebühren bis hin zur nachhaltigen Nutzung von Wasser. Darüber hinaus kann der Einsatz einer Zisterne helfen, erhebliche Mengen an Grundwasser zu sparen. Ein Vier-Personen-Haushalt kann durch die Nutzung von Regenwasser bis zu 60.000 Liter Trinkwasser pro Jahr einsparen, wenn es für Toilettenspülungen, Gartenbewässerung und Wäschewaschen verwendet wird. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern kann auch bis zu 300 Euro pro Jahr an Wasserkosten einsparen.
Allerdings solltest Du Dich vor dem Einbau über die geltenden Genehmigungsvorschriften in Deinem Bundesland informieren. So leistest auch Du einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Quelle: Umweltbundesamt und Regenwassernutzung Ratgeber.